»Die Reise nach Brasilien«

oder Wie Kolja nach Brasilien flog und Petja ihm nichts glauben wollte

О том, как Колька Панкин летал в Бразилию, а Петька Ершов ничему не верил

von Daniil Charms, übersetzt von Peter Urban

Besetzung

Regie:
Stephan Weiland
Choreographie:
Salim Ben Mammar
Ausstattung:
Bernhard Ott
Dramaturgie:
Sonja Karaža
Es spielen:
Daniela Mohr, Dominik Knapp, Christoph Müller
Regieassistenz :
Mareike Mohr
Dauer:
ca. 65 min
Premiere:
13. Oktober 2017
Produktion:
Theater im Marienbad, Freiburg
Rechte:
Verlag der Autoren, Frankfurt am Main

zum Stück

Und ist das Brasilien? –  fragte Petja.
Siehst du es denn nicht selber, Esel!  – sagte Kolja.

"Ich fahre nach Brasilien", sagt Kolja eines Tages zu seinem Freund Petja. Der will das erst nicht glauben. Trotzdem machen sich die beiden am nächsten Morgen auf den Weg zum Flughafen und treffen tatsächlich auf einen Piloten, der sie in sein Flugzeug steigen lässt, um sie nach Brasilien zu fliegen. Der Flug ist wahnsinnig spannend, nur der Motor geht ein bisschen laut. Und unten auf der Erde scheint alles winzig klein – und schräg. In Brasilien ist es heiß, es gibt Affen und Papageien und angriffslustige semmelblonde Eingeborene mit Kopfschmuck aus Heu und Stroh. Indianer? Kolja und Petja werden von Bisons gejagt  - und plötzlich kommt ein Ungeheuer auf sie zugeschossen.

Zur Inszenierung

Drei seltsame Gestalten, deren Existenz sich aus einer brüchig erscheinenden Wirklichkeit zusammensetzt. Ein Raum, der die Flüchtigkeit ihres Tuns einfängt und Möglichkeiten bietet, die Geschichte(n) ihrer Reise erzählen. Die Besucher tauchen in die Welt der Gestalten ein. Bilder, Klänge und Geräusche, Figuren und Szenen entstehen. Etwas tut sich auf, das vorher noch nicht existierte. Jenseits der Grenze von Sprache choreographiert die Bewegung die Körper. Welche Realität existiert überhaupt. Spaß am Spiel & eine philosophische Fabel für Kleine und Große.

Über den Autor

Der russische Schriftsteller Daniil Charms wurde 1905 in St. Petersburg geboren und starb vermutlich an Hunger während der Blockade Leningrads 1942 in der Gefängnispsychiatrie. Er sagte von sich: »Mich interessiert nur der Quatsch; nur das, was keinerlei praktischen Sinn hat. Mich interessiert das Leben nur in seiner unsinnigen Erscheinung«.
Von weitgehendem Veröffentlichungsverbot für seine Gedichte und Prosa betroffen, konnte Charms wie auch seine Dichterfreunde der Vereinigung OBERIU - gegen ein geringes Honorar – ihre Texte nur in einer der neu entstehenden Kinderzeitschriften veröffentlichen. Deren Gründung erfolgte im Zuge der aufkommenden Bedeutung von Kinderliteratur für die nach der Revolution notwendig erachtete ästhetische Erziehung. Dem im Dezember 2013 verstorbenen Übersetzer Peter Urban ist es zu verdanken, dass das verschollen geglaubte Werk Daniil Charms in den siebziger Jahren wieder entdeckt und übersetzt wurde.